Relativ düster kommt das Cover mit der in Originalgröße sicherlich sehr beklemmenden Industrielandschaft daher. 7 Tracks verleiten zu der Annahme von Überlängensongs und eine gewisse Kryptik wird vermuted, wenn man sich das sonstige Design des Digipacks zu Gute führt. Ein Blick auf den Rücken nimmt der Spannung alle Luft – „Acoutic EP“ steht da. Nun gut, denkt man sich, es gibt sehr schöne Akustikalben. Also rein damit und angehört.
Doch man wird den Gedanken nicht los: Wenn eine neue Band nach einem mehr oder weniger rockigem Debut sich die Ehre gibt, einige Songs der ersten Platte in gemütlicherer Atmosphäre zu vertonen, für gemeinsame Abendstunden bei romantischen Kerzenlicht, den ersten Schwarz-Weiß-Videoclip oder einen Soundtrackeinsatz bei „Alles was zählt“, dann kann man davon ausgehen, dass da irgendetwas anderes dahinter steckt als der pure Hang zur Gefühlsmomentaufnahme. Alleine die Information über eine bevorstehende Deutschlandtour des Fünfers im Vorprogramm von ICH + ICH (wo man an den begeisterten Konzertbesucher sicherlich die EP in die Hand drücken kann) macht nicht Lust, die CD zu hören.
„Broken“ ertönt und macht keine großen Anstrengungen, die im Vorfeld formulierten Urteile zu widerlegen. Eher kommt der Song in unspektakulärer FEEDER-Manier herüber. Und weil das so ist, ist die Hoffung auf Großartigkeiten gering. Sicherlich ist das nicht Musik, die man zwischen Unmengen von Müll und zeitgleich mit Fernsehergeräuschen aus dem Nachbarzimmer hören sollte. Aber ich bezweifle, dass der Zugang zu der EP durch solche Störungen ausbleibt.
So plätschern die ersten drei Songs, darunter auch ein „Weak“-Cover von SKUNK ANANSIE, leider dahin. Was in „Silence“ jedoch passiert, ist die kurzfristige Lenkung der Aufmerksamkeit auf eigentlich wirklich fähige Musiker. Und dabei entsteht ein Bild, welches sich auch bei einer Band solchen Kalibers einstellen muss, um zu begeistern: Dass auf Kissen sitzend und in ihrer Musik verloren auf Stahlsaitengitarren, Bongos und ohne Mikro performt wird und nicht im Studio ICH + ICH-Fankonforme Popsongs lieblos eingespielt werden. Dieses Gefühl wird man leider bis zu „Silence“ nicht los.
Danach pendelt sich die CD auf ein recht erträgliches Maß ein. Bis auf „African Rain“, der schön sechsachtelgetaktet dahinfließt, weiß keiner der Tracks wirklich den Finger zu heben. Vor allem der letzte Track stellt einen ziemlich belanglosen Abschluss einer bis auf wenige Lichtblicke nicht mehr als netten EP dar. Eigentlich schade, denn da könnte sicherlich mehr gehen.
Tracks:
1. Broken (4:26)
2. Weak (2:59)
3. Pride & Joy (3:00)
4. Silence (3:56)
5. Disease (4:26)
6. African Rain (3:00)
7. Draw the Line (5:08)